1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, fuhrt Hitler einen ganz personlichen Kampf: den Kampf fur die Spitzmaus. Biologen, die sich erdreistet hatten, dem irrtumlich als Maus bezeichneten Tier einen anderen Namen zu verpassen, drohte er mit einem Arbeitseinsatz an der Ostfront. Um die richtigen Namen fur die Natur wird - wenn auch weniger dramatisch - seit jeher gerungen. Entgegen der ausgefeilten Systematik der Tierkategorisierung unterliegt die Namensgebung selbst der Freiheit des Entdeckers und gestaltet sich entsprechend kunstvoll wie kontrovers. Doch wie passt das mit dem Exaktheitsanspruch der Naturwissenschaft zusammen? In einer unterhaltsamen Expedition durch die Geschichte der Naturkunde, durch Museen und Wildnis, eroffnet uns Michael Ohl eine eigentumliche, faszinierende Sprachwelt, die sich von volkstumlichen Bezeichnungen uber die Systematisierung bei Linne bis hin zur Genetik stetig weiterentwickelt hat. Er erzahlt die Geschichte von waghalsigen Abenteurern und sammelwutigen Sonderlingen und erkart, warum der Maulwurf sein Maul bei sich behalt und das Murmeltier pfeift und nicht murmelt. Mit diesem Verstandnis des sinnlichen Wechselspiels von Kultur und Natur konnen wir begreifen, warum die Diva unter den Pferdebremsen mit goldenem Hinterteil den Namen von Beyonce tragt, und was es mit der merkwurdigen Art Homo sapiens auf sich hat.
Die Kunst der Benennung