Im Lauf der Jahrhunderte hat man immer wieder die Kriterien und Konzeptionen des Schonen in Frage gestellt, seine Definition unterlag einem fortwahrenden Wandel. Doch hat man dabei auch jene in der Sprache verankerte Vorbedingung bedacht, namlich uberhaupt "e;das Schone"e; sagen zu konnen? Als Angelpunkt unserer Metaphysik lehrt uns das Schone, die Vielfalt des Sinnlichen zugunsten der Einheitlichkeit einer "e;Idee"e; aufzugeben. Das Schone besturzt und bewegt uns, indem es als Absolutes ins Sichtbare einbricht; zugleich ist es der letzte Erlosungsweg, der uns nach dem Tod der Gotter noch bleibt. Das chinesische Denken freilich hat nie "e;das Schone"e; abstrahiert und isoliert. In der Herausarbeitung dieses Unterschiedes sucht Francois Jullien Moglichkeiten freizulegen, die sich nicht dem Monopol des Schonen unterordnen; der zeitgenossischen Kunst, im Krieg mit dem Schonen befindlich, neue und fruchtbare Wege zu eroffnen. Das Schone wird von erschopfenden Gemeinplatzen befreit: um es in seiner Fremdartigkeit wiederherzustellen.
Die fremdartige Idee des Schonen